Warum eine konstruktive Aggression für dich als Mann unverzichtbar ist (und wie du sie fördern kannst)

Fühlst du dich manchmal in deiner Tatkraft gehemmt?

Heute geht es um das Thema Aggressionen. Angestaute und unterdrückte Aggressionen. Ein Thema, was viele Männer in der heutigen Zeit betrifft – insbesondere uns sensitive Männer.

Gerade für uns hochsensible Männer ist es für unser Wohlbefinden auf ganzheitlicher Ebene sehr wichtig, einen Zugang zu unserer positiven und konstruktiven Aggression zu bekommen (unserer archaischen Seite).

So auch für mich. Wie schon öfters in meinen Beiträgen erwähnt, war ich jahrelang der Frauenversteher und Kumpel – und bin es zum großen Teil heute noch. Nicht das dies per se schlecht oder falsch wäre. Aber es fehlt etwas – etwas, was ich nicht im Umgang mit Frauen bekommen kann.

Erst durch das vermehrte Schreiben über das Mann-Sein im 21. Jahrhundert und den Austausch mit anderen Männern, komme ich meiner archaischen Seite langsam immer näher. Erkenne ich doch immer mehr, wie tief meine unterdrückte Aggression in mir schlummert und das diese endlich gelebt werden möchte: konstruktiv, zum Wohle aller und mit anderen Männern zusammen.

Aggression: Seit Urzeiten in uns

Aggression ist  ein Grundbaustein unseres Menschseins. Das gilt insbesondere für uns Männer. Und das schon seit Urzeiten. Aggression diente als grundlegender Überlebensmechanismus, bei Gefahr eine der beiden Reaktionen zu unterstützen: Kampf oder Flucht. Sie war erforderlich bei der Jagd um Nahrung und der Auseinandersetzung mit Feinden. Sie war überlebenswichtig für den Stamm und die Gemeinschaft.

Glücklicherweise brauchen wir heute nicht mehr in der Wildnis zu jagen und anderen die Köpfe abzuschlagen. Trotzdem hat Aggression immer noch eine wichtige Funktion im Leben aller Menschen. Männer wie Frauen werden in alltäglichen Situationen mit der eigenen Aggression konfrontiert – ob der schleichende Autofahrer vor uns oder der anmaßende Kollege neben uns. Es ist ein evolutionäres Erbe, welches seit Jahrtausenden in unseren Genen schlummert und wir nicht einfach abschalten können.

Trotzdem wird heutzutage Aggression mit einem Tabu belegt.

Das hat gravierende Folgen insbesondere für uns Männer.
Daran ist der Feminismus der letzten Jahrzehnte nicht ganz unbeteiligt.

Das liegt zum großen Teil daran, dass Aggression mit Gewalt gleichgesetzt wird. Dabei gibt es einen großen Unterschied zwischen Gewalt und Aggression.

Diesen Unterschied klar zu betonen, ist mir ganz besonders wichtig: Gewalt zielt auf eine Zerstörung von Gegenständen, Verletzung oder sogar Tötung eines Gegners ab.
Gewalt ist unkontrolliertes und willkürliches Ausleben von Aggression.

Von diesem unreflektierten Ausleben möchte ich mich ganz klar distanzieren und sie in keinster Weise fördern oder befürworten. Die konstruktive Aggression, in der es in diesem Beitrag geht, ist eine wichtige Triebfeder im Leben eines jeden Menschen.

Sie wird benötigt für Mut, Stärke, Willenskraft und der Übernahme von Verantwortung.

Aggression ist für Männer lebenswichtig

Ohne konstruktiv eingesetzte und gelebte Aggression fehlt uns Männern jegliche Spannkraft. Uns fehlt es an typisch männlichen Tugenden wie Mut, Durchsetzungsvermögen und Zielstrebigkeit.

Wie bereits erwähnt, wird (konstruktive) Aggression heutzutage leider größenteils tabuisiert und stigmatisiert.

Der Feminismus der 70er Jahre hat dazu maßgeblich beigetragen.
Der Feminismus hat sich stark gemacht, Gewalt gegen Frauen und Kinder zu verhindern, was leider allzuoft in den Jahrhunderten vorkam und ein absolut berechtigtes Anliegen ist.

Doch im Zuge dessen kam es zu ein paar Denkfehlern und gravierenden Vorurteilen.  Aggression wurde mit Gewalt gleichgesetzt und vor allem ausschließlich Männern zugeschrieben. Beides ist so im 21. Jahrhundert nicht mehr haltbar und würde eine genauere Betrachtung und Differenzierung benötigen – was den Rahmen und die Zielsetzung dieses Beitrags aber sprengen würde. Trauriger Fakt ist, dass heute in der öffentlichen Wahrnehmung und medialen Darstellung, oftmals Männer als Täter und Frauen als Opfer dargestellt werden, dabei gibt es mittlerweile anerkannte Studien, die ein ganz anderes Bild zeichnen (z.B. beim Thema häusliche Gewalt).

Festzuhalten ist, dass für die Entwicklung einer männlichen Identität eine positiv und konstruktiv gelebte Aggression unverzichtbar ist.

Wird diese Eigenschaft nicht gefördert, hat das weitreichende Folgen für heran wachsende Männer. Ich brauche mich da nur an meine Sozialisierung zu erinnern: Mutter, Großmutter, Erzieherin, Lehrerin. Die meisten von uns sind seit frühester Kindheit von Frauen umgeben gewesen, die gewisse weiblich konnotierte Werte wie Fürsorge und emotionale Nähe vermittelten – die alle wichtig sind – aber eben nur eine Seite der Medaille sind.

Fehlen die Väter und männlichen Vorbilder, werden wir zu netten, braven, anständigen und energielosen Jungs erzogen.

Uns fehlt der Abenteuergeist, eine Vision und ein Ziel fürs Leben und vor allem Mut. Wir treiben orientierungslos wie ein Blatt im Wind durchs Leben. Ich weiß wovon ich rede, musste ich mir doch viele dieser männlichen Attribute in späteren Jahren erst mühsam erarbeiten.

Vielleicht erkennst du dich wieder?

 

Aggression – eine zeitgemäße Neubewertung

Sind Aggressionen überhaupt noch zeitgemäß?

Die Frage ist durchaus berechtigt. Wir leben in einer kultivierten und zivilisierten Gesellschaft, in der die Wahrscheinlichkeit, in einen Kampf auf Leben und Tod verwickelt zu werden, eher gering ist. Ebenso brauchen wir nicht mehr nach Nahrung zu jagen.

Wozu also überhaupt noch Aggression kultivieren?

Nun. Wie bereits erwähnt, erfüllt Aggression einen wichtigen Überlebensmechanismus.
Nämlich der, dich auf angemessene Art zu schützen: ob vor einem Angreifer oder einem verbalen Übergriff. Aggression hilft dir dabei, dich abzugrenzen, wenn du dich überfordert oder angegriffen fühlst. Ein Thema, was gerade für uns Hochsensible immens wichtig ist. Sie hilft dir im Falle eine Bedrohung, deinen Lebensraum und vor allem deine psychische Integrität zu schützen.

Du benötigst Aggression für zielgerichtetes Handeln.
Ist diese mangelhaft ausgebildet, gehst du Dinge entweder gar nicht oder zu unentschlossen an.

Für eine offene und ehrliche Auseinandersetzung brauchst du ein gewisses aggressives Potenzial, um Probleme und Missstände anzusprechen und für dich einzustehen. Ohne dieses Potenzial werden Konfrontationen und Streit durch Ablenkung, Weglaufen und aufgesetzte Harmonie vermieden.

Last but not least: Aggression baut eine erotische Spannung auf und stellt eine wesentliche Komponente im Spiel mit Erotik und beim Sex dar. Ohne Zugang zu diesem schlummernden Potenzial kannst du keine erotische Spannung aufbauen und halten.

Du siehst also: es gibt jede Menge guter Gründe, dich mit deiner männlichen Aggression auseinanderzusetzen.

Aber in konstruktiver Form und mit einer gewissen Kontrolle und Bewusstheit.

Fehlt diese Bewusstheit, wird Aggression fehlgeleitet und vor allem unkontrolliert – womit wir beim nächsten Punkt wären.

Softie versus Macho: zwei Beispiele für fehlgeleitete Aggression

Wer kennt sie nicht?

Die beiden männlichen Extreme: der Softie und der Macho.

Der Typ des Machos bestimmte lange unsere Nachkriegszeit. Bis es in der 68er Zeit zu einer Gegenbewegung kam, wodurch Männer ihre feminine Seite entdeckten, weinen und über ihre Gefühle sprechen konnten: der Softie war geboren.

Vorab ist festzuhalten, dass beiden gemeinsam ist, dass sie keinen  Zugang zu ihrer konstruktiven und positiven Aggression gefunden haben.

Der Macho wird meist gleichermassen von Männern wie Frauen abgelehnt. Das liegt daran, dass er Aggression – in negativer Form – sinnlos und egoistisch auslebt. Er verpasst keine Gelegenheit zum Kräfte messen, um seine allumfassende Dominanz zu demonstrieren. Er hat meist keine Kontrolle über sein Verhalten (und damit über seine Aggression).
Das mag keine Frau – aber meist auch kein anderer Mann.
Abgelehnt wird nicht die Männlichkeit per se, sondern die ständige Selbstdarstellung und Zurschaustellung seiner vermeintlichen Herrlichkeit und vor allem die Gewaltbereitschaft, die eine Kompensation für die tief verwurzelten Selbstzweifel eines Machos darstellt.

Der Softie geht in die ganz andere Richtung. Er vermeidet jegliche Form (positiven) aggressiven Verhaltens. Das wiederum mag auch keine Frau.
Welche Frau mag einen Mann, den sie ständig ermutigen muss, der sie bei Gefahr nicht beschützen kann, der bedürftig ist und der sich nicht abgrenzen kann?
Ja, es geht sogar soweit, dass viele Softies sich sogar dafür schämen, ein Mann zu sein.
Er versucht seine Aggression zu unterdrücken und entschuldigt sich dafür, eine Frau sexuell zu begehren.

Tendenziell würde ich mich eher zum Typus Softie zählen. Aus all den Gesprächen in den letzten Jahren mit unterschiedlichen Frauen und dem was ich gelesen und verstanden habe, mögen Frauen Männer, die Zugang zu ihrem aggressiven wie gefühlvollen Potenzial haben.

Ein Mann der Stärke, Herzensweisheit, Charisma und Beschützerinstinkt ausstrahlt.

Eine Frau lehnt alleine die negativ und destruktiv gelebte Form von Aggression ab:
Gewalttätigkeit, Machtdemonstration und ständige Rechthaberei.

Sie sehnt sich nach einer starken Schulter – um sich ganz fallen lassen zu können.
Ich glaube, dass die Sehnsucht einer Frau nach Rückhalt, Sicherheit und Stärke eines Mannes, jenseits von Softie oder Macho, in unserer heutigen Zeit sehr groß ist. Denn dadurch kann sie aufhören zu kämpfen und sich ganz der Entwicklung ihrer weiblichen Qualitäten (Fürsorge, Mütterlichkeit etc.) zuwenden.

Bist du Aggressionsgehemmt?

Nach dem bisher Geschilderten, wird es für dich nicht arg verwunderlich sein, dass immer mehr Männer an einer Aggressionshemmung leiden. Die Gründe dazu sind meist in der Kindheit zu suchen und schnell genannt: Ablehnung des Vaters (der Tätergeneration), fehlende männliche Vorbilder und mangelnde Abnabelung von der Mutter. So verharren viele Männer in einer sicheren und geborgenen Komfortzone, was einem kleinen Jungen, aber nicht einem Mann entspricht.

Du glaubst, das betrifft dich nicht?

Die folgenden Fragen sollen dir lediglich als erste Orientierung für eine etwaige Aggressionshemmung dienen – und erfüllen keine wissenschaftliche Aussagekraft.
(aus dem Buch: Männlichkeit leben):

  • Fühlst du dich von Frauen abhängig?
  • Hältst du es nur schwer aus, wenn deine Partnerin dich kritisiert?
  • Hast du es dir angewöhnt, bei Kritik oder Nörgeleien deiner Partnerin auf Durchzug zu schalten, anstatt sich zu wehren?
  • Schweigst du oder lenkst du vom Thema ab, anstatt einen Streit zu provozieren?
  • Gibst du nach dem ersten Versuch, deine Freundin für Sex zu begeistern, auf, wenn du eine Abfuhr bekommst?
  • Lässt du dir die Vorhaltungen deines Chefs gefallen, obwohl du anderer Ansicht bist, weil es “ja doch nichts nützt”?
  • Arbeitest du dich im Sex an deiner Partnerin ab, damit sie zum Orgasmus kommt?
  • Lehnst du deinen Vater ab?
  • Erzählst du deiner Frau immer alles, was du gemacht und mit Freunden beredet hast, weil du Geheimnisse verabscheust?
  • Streitest du nicht, wenn jemand sich an der Kasse vordrängelt?

Einige Tipps, wie du deine Aggression in konstruktiver Weise fördern kannst:
(aus dem Buch: Männlichkeit leben)

  • Finde eine positive Haltung zu Auseinandersetzungen. Mache dir deutlich, dass jeder bewusste Konflikt dein Kriegerpotenzial stärken wird.
  • Akzeptiere Meinungsverschiedenheiten und unterschiedliche Wertesysteme. Vermeide eine krankhafte “Harmoniesucht”.
  • Lass dich nicht demütigen! Wehre dich, wenn jemand dich respektlos, verletzend oder manipulativ behandelt.
  • Höre auf Ja zu sagen, wenn du Nein meinst!
  • Lächele nicht ständig, um deine Unsicherheit zu kaschieren.
  • Trau dich auch einmal provokant zu sein oder einen gewagten Witz zu machen.
  • Schau deinem Gegner, mit dem du streitest, direkt in die Augen und kehre ihm nicht den Rücken zu.
  • Zeige deiner Partnerin, dass du ein Mann bist, indem du nicht gegen sie, sondern für sie kämpfst, indem du ihr den Rücken stärkst. Regele Streitigkeiten mit Behörden oder andere alltägliche Auseinandersetzungen.
  • Akzeptiere auch Niederlagen, Verluste und Schmerzen. Lerne aus jeder Niederlage etwas Positives.
  • Suche und praktiziere eine Sportart, in der du Aggressionen entwickeln und in fairer Weise kämpfen lernst (Fußball, Eishockey, Kampfsport etc.)
  • Sage und zeige einer Frau in respektvoller Weise, wenn du sie attraktiv findest.

 

Was heißt das nun alles für dich als (hochsensibler) Mann:

Traue dich deine positive Aggression zu leben, damit du Rückgrat, Selbstvertrauen und Mut entwickelst – und vergiss dabei nie, dein Herz mitzunehmen.

Lebst du als Mann schon deine konstruktive Aggression?
Welche Erfahrungen hast du gemacht?

 

 

P.S. Wenn dir der Arti­kel gefal­len hat, würde ich mich freuen, wenn du ihn bei Face­book likest oder mit dei­nen Freun­den teilst.

P.P.S. Inspiriert und entnommen aus dem Buch „Männlichkeit leben: Die Stärkung des Maskulinen. Von Björn Leimbach”

Bild: unsplash.com

Veröffentlicht von

www.simplyfeelit.de

Hi, ich bin Oliver. Ich bin staatlich geprüfter Heilpraktiker für Psychotherapie, Autor, Podcaster und traumasensibler Coach. Auf meiner Seite erfährst Du alles über einen erfolgreichen Umgang mit manipulativen und bindungsunfähigen Partnern in einer Beziehung. Ich versorge Dich mit den besten Tipps rund um die Themen Narzissmus, Hochsensibilität, den Folgen eines Entwicklungstraumas auf deine Beziehungen und persönlichem Wachstum.

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11 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Bitte lies mal das Buch EQ Emotionale Intelligenz falls du das noch nicht getan hast.
    Dort sind sehr schön Emotionen und Ihre Ursachen beschrieben.
    Der Abschnitt über die Temperamente und Introvertiertheit fand ich auch sehr aufschlussreich.
    Bei diesem Thema bin ich leider fast überhaupt gar nicht deiner Meinung das Aggression etwas positives haben kann.
    Ich habe das Gefühl du verwechselst da etwas.
    Aggression ist ein Überlebensinstinkt aus dem eine impulsive Handlung hervorgeht und sie hat fast immer mit Gewalt zu tun zumindest mit Drohgebärden. Das passiert einfach da hast du gar keine Kontrolle drüber wenn das Tier sich in dir zeigt.
    Aufgeblasene Selbstdarstellung und coolnes hat mit Aggression nicht zu tun.
    Auch dominieren hat nichts mit Aggressionen zu tun.
    Des weiteren stehen viele Frauen bis sie es durchschaut haben auf diese Art von Typen. Ändert sich zum Glück der Frauen meistens später.
    Wir haben halt nun mal dieses Trieb gesteuertes Kleinhirn welches uns dazu veranlasst. Die ganze Werbung funktioniert so? Lass dich nicht verarschen, du bist genau so ein Mann wie alle anderen HSPMänner auch. Mich eingeschlossen. Wir müssen nur mutiger werden. Nicht aggressiver.

    Achja als HSP sehe ich mich nicht als Krieger. Ich bin Berater ich helfe anderen Menschen! Ich stehe zu mir selbst!

    • Hallo P.,

      danke für deinen Kommentar. Zu aller erst: Es geht gar nicht darum, dass du meiner Meinung bist. Oder jeder Leser. Ist beim Schreiben gar nicht möglich. Es geht auch um Kontroverse und Reibung. Konstruktive Kritik. Für mich wie für jeden anderen auch. Versuche ich nun aus deinem Kommentar rauszuziehen.

      1. Das Buch Emotionale Intelligenz von Goelman habe ich schon vor zig Jahren gelesen.
      2. Wenn wir bei Buchempfehlungen sind. Meine Empfehlung: Männlichkeit stärken von Björn Leimbach (aus dem Artikel). Falls du es zu männlich aufgeblasen oder einseitig findest, lies Jesper Jul: Aggression: Warum sie für uns und unsere Kinder notwendig ist. (Falls du Jul nicht kennst: ist derzeit einer der angesehendesten Reformpädagogen).
      3. Die Liste ließe sich beliebig lange fortsetzen.

      Du bist genau dem auf dem Leim gegangen, was ich in dem Artikel so explizit betone bzw. davor warne: Du setzt Aggression mit Gewalt gleich. So wie es gesellschaftlich auch oft getan wird. Gerade bei Männern. Du hast offensichtlich meine glasklaren Differenzierung überlesen (Macho vs. Softi etc.).

      Tatkraft, Durchsetzungsvermögen, ein Ziel verfolgen, für sich einstehen (wie du schreibst), Grenzen ziehen: Alles ohne eine angemessene Aggression nicht möglich. Gerade weil es dafür oftmals keinen Kanal mehr gibt, entlädt sie sich oftmals unangemessen und extrem (z.b. eine fiese Beleidigung anstatt eine klare Ansage).

      Mut? Ist ohne ein gewisses kraftvolles (=konstruktiv aggressives) Potenzial nicht möglich. Kann ich dir aus eigener Erfahrung voll bestätigen.

      Für mich als jahrelang tendenziell aggressionsgehemmter Mann ist dieses Thema auch neu, aber umso mehr ich mich damit beschäftige, umso mehr Sinn ergibt es für mich. Wie öfters erwähnt: Zärtlich & Kraftvoll zugleich = HSP – Mann = Integrale Männlichkeit. Meine Definition.

      viele Grüße
      Oliver

  2. Hallo Oliver

    recht herzlichen Dank für deinen Artikel. Er spricht mir aus der Seele, vor allem mit dem Vater. Ich persönliche hatte einen narzisstischen Vater und eine total abhängige Mutter. Mein Vater war nur auf der Arbeit und meine Mutter wollte mich nicht den Kindergarten gehen lassen, da sie ansonsten alleine zu Hause gewesen wäre. Seit ich denken kann, gehe ich jedem Streit aus dem Wege, da ich ihn nicht aushalten kann.

    Liebe Grüße
    Ingo

  3. Hallo Oliver, großartig ge- und beschrieben! Ich könnte heulen, da es einfach soo offensichtlich ist dass ich ein fehlgeleiteter, aggresionsgehemmter Mann bin und ich leider keine Strategie für mich finden kann, wie ich diese “Problem” lösen kann.
    ? Oftmals ist es diese grenzenlose Wut die sich in mir breit macht, früher ausschließlich und ungewollt (!) gegen Frauen, mittlerweile immer öfter gegen mich sehr selbst. ?
    Leider habe ich mangels Freundes/Bekanntenkreis niemanden mit dem ich offen und ehrlich darüber sprechen könnte.
    Im Prinzip möchte ich auch nur das wonach sich doch jeder und vor allem doch auch die Frauen sehnen. Akzeptiert und ernstgenommen werden.
    Das Schlimmste für mich ist, dass ich die wenigsten Frauen in meinem Alter (24) ansprechend oder gar attraktiv finde, da die meisten (subjektiv) einfach zu oberflächlich sind. Und eine zu finden die zur passen würde, wäre die berühmte Nadel im Heuhaufen Suche und das ist einfach zu viel für mich, da ich nicht noch mehr Enttäuschungen erleben möchte.

    Trotzdem danke für deinen tollen Text.
    Liebe Grüße
    Florian Dichtl

  4. Hallo Oliver,

    auch als Frau interessiert mich dieses Thema sehr, ich finde den Artikel absolut gut gelungen.
    Ich für mich persönlich kann bestätigen, dass ich diese positive “Agressionsfähigkeit” beim Mann
    für wichtig halte und schätze. Auch(!) in dem Sinne, dass er in einer Beziehung im richtigen Moment auch mir gegenüber eine Grenze setzen kann. Wir Frauen verhalten uns ja auch nicht immer richtig oder verständnisvoll, wenn wir selber genervt sind. Ich erinnere mich an so eine Situation in der Anfangszeit meiner letzten Beziehung, in der mein Partner (ich war gereizt und beleidigt) zu mir gemeint hat, dass er nach Hause fährt, wenn ich glaube “auf Eiszeit” machen zu müssen. Ich habe in diesem Moment Respekt für ihn empfunden. Das ist jetzt bestimmt 12 Jahre her, aber ich erinnere mich immer noch daran, da ich weiß, dass er das auch getan hätte.

    Ich würde keinen Partner wollen, der sich selbst und seine eigene Meinung mir und anderen gegenüber, dann, wenn es angebracht ist, auch vertreten würde. Das gehört einfach zu einer Beziehung für mich dazu, führt zu Respekt und dem Gefühl, ein wahrnehmbares Gegenüber zu haben. Und DAS empfinde ich als ganz wichtigen Aspekt, den Partner als nicht farblos zu empfinden.
    Sich, seine Werte und Meinungen und die Beziehung nach außen zu verteidigen, ist einfach wichtig.

    Diese Mischung aus positiver männlicher Agression (männlicher Energie?) und Verständnis und Empathie auf der anderen Seite (beides zum richtigen Zeitpunkt!) ist total schön.

    Ja, ich gebe auch zu, auch in der Erotik ist es einfach ganz anders, wenn der Mann NICHT IMMER NUR an meine Bedürfnisse denkt.

    Die richtige Mischung macht es aus, wie so oft im Leben. Oder eben “die goldene Mitte”. Macho und Softie sind jeweils die Extremen am anderen Ende.
    Daher auch das Missverständnis, dass viele Frauen “Arschlöcher” wollen. Das ist so nicht korrekt. Viele Frauen wollen aber die männliche Energie / Agression spüren, die uns den Unterschied zwischen Mann und Frau erleben lässt.

    • Liebe Elke,

      danke für diesen wertvollen Kommentar aus der Sicht einer Frau!

      Du sprichst mir mit jeder deiner Zeilen komplett aus dem Herzen und auch meinen Erfahrungen bzw. Rückmeldungen von anderen Frauen!

      Ich finde es wichtig, dass Frauen zu dem Thema “Aggression” bei Männern Stellung beziehen. Nur so kann es ein Aufbrechen von alten Klischees und Vorurteilen geben.

      Also danke nochmals und LG, Oliver

  5. Ach ja, noch ein Nachtrag:

    Schade, dass aus der Bewegung der Gleichberechtigung (was für mich eine Selbstverständlichkeit ist) eine Gleichmacherei geworden ist, als ob es den Unterschied zwischen Männlichem und Weiblichem gar nicht geben würde. Inzwischen treffen sich beide irgendwo in der Mitte und es tendiert fast in die Richtung Geschlechtslosigkeit, wo beide (Männer und Frauen) ein Stück ihrer Identität verloren haben.

  6. Hallo,
    bei dem was ich hier zu sagen habe, ist es nicht als Kritik aufzufassen. Ich möchte vielmehr Menschen, die anders sind, Mut machen. Denn generell ist dieses Thema oft sehr einseitig und polarisierend. Die Ansichten des Herrn Leimbach, die hier propagiert werden, sind provokant, einseitig, zum Teil demütigend und bringen Menschen, die anders und sensibel sind, noch mehr in Bedrängnis und treiben sie in die Enge.

    Ich möchte Mut geben und Menschen einfach sagen, habt den Mut, anders zu sein. Ich selber bin transgeschlechtlich. Ich bin also körperlich als Junge auf die Welt gekommen. Bereits mir fünf habe ich mich als Mädchen wahr genommen. Und dies hat nichts aber auch gar nichts mit einem schlechten Vaterbild oder fehlenden Vorbildern zu tun. Ganz im Gegenteil. Ich habe damals sehr viel Spott und Demütigung erfahren müssen. Ich hatte versucht, die männliche Rolle zu leben und hatte mehr als genug männliche Vorbilder. Geendet hat es damals fast mit einem Suizid. Also traf ich die Entscheidung, als Frau zu leben und alle notwendigen Schritte zu unternehmen. Man sieht und hört mir meine Vergangenheit nicht an. Und ich werde oft angeflirtet.

    Nun zum Thema. Aggressionen führen zu Mut? Ja, zum Teil. War mein Outing und mein Weg, war das mutig? Das sagen mir viele Menschen. Ich sage, dass es nichts mit Mut zu tun hat. Ich wollte nur nicht so jung sterben. Ich wollte leben. Aber ja, bei diversen Sportarten sind positive Aggressionen nötig. Also, so ganz falsch ist es ja nicht.
    Was mich aber stört, ist, dass hier behauptet wird Aggressionen sind für “jeden Mann” wichtig. Jeden Mann??? Es gibt auch Männer, die als “Nice Guy” glücklich sind. Und ich finde es nicht gut, dass generell ein Weg des Herrn Leimbach oder eines anderen Männercoaches als das Seelenheil eines jeden Mannes propagiert wird. Ja, es ist auch ein einträgliches Geschäft (wenn man Preise sieht). Darum kritisiere ich nicht sondern will Menschen sagen: Wenn Ihr glücklich seid, dann ist alles OK. Ihr müsst Euch nicht verbiegen. Seid der Mensch, der Ihr seid. Ihr müsst nicht mit Gewalt ein Mannsbild sein. Es gibt auch Frauen, die einen Nice Guy mögen.

    Es ist auch so, dass sogenannte echte Männer auch oft kein Nein verstehen oder verstehen wollen. So wie es auch von Herrn Leimbach propagiert wird. Ich merke ja oft selber, dass mein Nein nicht akzeptiert wird und ich sehr deutlich werden muss. Ich bin aber deswegen keine Männerhasserin. Es gibt wirklich sehr liebe und nette Männer. Ich bin lediglich asexuell und völlig frei von diesen sexuellen Verlangen.

    Nein, Ihr Männer, seid frei und glücklich, so wie Ihr seid. Wenn Ihr männlicher sein wollt, macht es, das ist völlig OK. Aber macht es nicht, wenn Ihr Euch verbiegen müsst. Ihr seid OK.

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