7 leicht anwendbare Tipps, die Dir bei einer Reizüberflutung helfen

Letzte Aktualisierung:  10.03.2021
Lesezeit: 7 Minuten.

Leidest du als hochsensibler Mensch auch unter der täglichen Reizüberflutung?

Reizüberflutung!

Ein Thema, das nahezu jeden hochsensiblen Menschen betrifft und mit dem er sich früher oder später auseinandersetzen sollte. Am besten bevor die Reizüberflutung so massiv wird, dass sie in einem Burn-out oder völliger Isolation endet. Aus meiner Leserumfrage weiß ich, dass viele Hochsensible dieses Thema beschäftigt oder sogar schon länger darunter leiden.

Aufgrund ihres feinen Nervensystems sind hochsensible Menschen von Umgebungsreizen und Eindrücken sehr viel früher gesättigt als Normal-Sensible. Wir benötigen dann eine Verschnaufpause, um die gesammelten Eindrücke, Worte und Stimmungen zu verarbeiten.

Die Eindrücke können sehr vielfältig sein und die Toleranzgrenze kann bei jedem Hochsensiblen anders ausgeprägt sein: Geräusche, Gespräche (Small-Talk), aufgeschnappte Unterhaltungen in der Öffentlichkeit (U-Bahn, Bus), extreme Temperaturunterschiede, grelles (Sonnen-)Licht, Parfum, Gerüche, Schweiß, lautstarke Umgebung (Straßenlärm), Menschenansammlungen (Supermärkte), Radiomusik, Gefühle, Stimmungen etc.

Ich kenne es von mir selbst. Bei mir ist die Toleranzgrenze besonders schnell bei Gesprächen,  Stimmungen und geistigen Inhalten erreicht. Zum Beispiel sind für mich volle Supermärkte mit endlosen Schlangen vor den Kassen nach wie vor ein Grauen (wie z. B. am Samstagvormittag). Zu viele Menschen, zu viel Lärm, zu viele Umgebungsreize. Deshalb versuche ich tunlichst solche Tage für meine Einkäufe zu meiden. Die meisten großen Supermärkte haben sechs Tage die Woche bis abends 21 Uhr geöffnet, da kann man sich seine Einkaufszeiten zeitlich nach den eigenen Bedürfnissen einteilen.

Aber auch anstrengende und lange Telefonate, Gespräche mit mehr als 3 Personen können mich schnell in eine Reizüberflutung bringen. Es ist nicht so, dass ich solche Situationen gar nicht aushalten kann, vielmehr kommt es auf meine derzeitige Befindlichkeit kann, wie ausgeglichen mein innerer Kleindkindkörper ist.

Das Zauberwort beim Thema Reizüberflutung lautet: Selbstfürsorge!

Wir Hochsensible sollten (müssen!) lernen, gut für uns zu sorgen. Dazu zählt, die Signale des eigenen Körpers (oder Nervensystems) wieder wahr- und ernst zu nehmen. Die Autorin Ulrike Hensel schreibt dazu in ihrem Buch Mit viel Feingefühl: "Ihr hochempfindsamer Körper ist immer wieder auf ihre Aufmerksamkeit und ihre Fürsorge angewiesen. Er kann Signale senden, sie müssen sie ernst nehmen, lernen zu verstehen und sich dementsprechend kümmern." Die Pionierin der Hochsensibilitäts-Forschung, Elaine Aron, schreibt ergänzend dazu in ihrem Buch Sind Sie hochsensibel?*: "Abgesehen von Schlaf und Erholung brauchen HSP (hochsensible Personen) auch einfach immer wieder eine Auszeit, bloß um den Tag Revue passieren zu lassen und über die Geschehnisse nachzudenken. Manchmal können wir uns diese Zeit während der Ausübung unserer Routinearbeiten gönnen, beim Autofahren, Geschirrspülen, Aufräumen etc."

Wir Hochsensible sollten (müssen!) lernen, gut für uns zu sorgen. Dazu zählt, die Signale des eigenen Körpers (oder Nervensystems) wieder wahr- und ernst zu nehmen. Die Autorin Ulrike Hensel schreibt dazu in ihrem Buch Mit viel Feingefühl: "Ihr hochempfindsamer Körper ist immer wieder auf ihre Aufmerksamkeit und ihre Fürsorge angewiesen.

Er kann Signale senden, sie müssen sie ernst nehmen, lernen zu verstehen und sich dementsprechend kümmern." Die Pionierin der Hochsensibilitäts Forschung, Elaine Aron, schreibt ergänzend dazu in ihrem Buch Sind Sie hochsensibel?: "Abgesehen von Schlaf und Erholung brauchen HSP (hochsensible Personen) auch einfach immer wieder eine Auszeit, bloß um den Tag Revue passieren zu lassen und über die Geschehnisse nachzudenken. Manchmal können wir uns diese Zeit während der Ausübung unserer Routinearbeiten gönnen, beim Autofahren, Geschirrspülen, Aufräumen etc."

Wir sehen also, dass es genügend Gründe dafür gibt, der täglichen Reizüberflutung entgegenzuwirken, etwas zu finden, was unsere Nerven beruhigt, bei dem wir abschalten können und uns als Kraftquelle dient.

Die folgenden 7 Tipps sollen dir dabei Inspiration und Hilfestellung zugleich sein:


1. Aufenthalt in der Natur

Mein ganz persönlicher Favorit. Unter anderem deshalb fühle ich mich hier am Bodensee so wohl. Je frischer die Luft und unberührter die Natur, umso besser. Ob ein Waldspaziergang, eine Runde um einen Weiher oder See, eine Radtour, eine Wanderung, Besuch eines Wasserfalls oder einfach nur das Sitzen auf einer abgelegenen Bank. Viele Hochsensible (wie ich) empfinden einen Aufenthalt in der Stille und Einsamkeit der Natur als (Nerven) entspannend und Energie spendend.

2. Wasser

Natürliches und frisches Trinkwasser hat bekanntermaßen eine wohltuende Wirkung auf unseren gesamten Organismus. Bezogen auf das Gesamtkörpergewicht ist Wasser der mengenmäßig wichtigste Bestandteil des menschlichen Körpers. Bei einem Erwachsenen beträgt dieser Anteil ca. 65%. Die wohltuende Wirkung von Wasser, egal ob als Nahrungsmittel oder um uns herum, scheint auf uns Hochsensible noch stärker zu zutreffen, was ich wiederum aus eigener Erfahrung bestätigen kann. Elaine Aron dazu: "Wasser hilft auf verschiedene Art. Wenn Sie überreizt sind, hören Sie nicht auf zu trinken – einmal pro Stunde ein großes Glas Wasser. Gehen Sie am Wasser spazieren, schauen Sie hinein, hören Sie dem Wasser zu. Wenn es möglich ist, baden Sie oder gehen sie schwimmen. Heiße Bäder und Quellen sind nicht ohne Grund so beliebt."

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3. Sich Nachrichten- und Informationspausen gönnen

Internet, Smart-Phones, Werbeanzeigen, Nachrichten-Apps, TV, Printmedien, Onlinemedien, Autoradio – die Quellen der ständigen Informationsberieselung scheinen endlos zu sein. Und somit auch die Quellen der stetigen Reizüberflutung. Der dänische Forscher Jakob Nielson hat bereits 1997 herausgefunden, wie sich durch die zunehmende Digitalisierung unser Leseverhalten im Internet verändert: Anstatt ganze Seiten zu lesen (wie bei einem Roman) scannen wir nur noch die unzähligen Webseiten und suchen nach "Stoppern":  wichtige Textstellen oder Zwischenüberschriften.

Die tägliche Informationsflut ist purer Stress für uns Hochsensible. Das heißt nicht, dass du kein Smartphone oder PC mehr besitzen solltest. Entscheidend ist, wie du mit diesen Informationsmedien umgehst und wie du sie konfigurierst. Minimalisiere deine Interessen, lerne wieder langsam zu lesen, konfiguriere deine Benachrichtigungseinstellungen im Smartphone, reduziere deinen Internet- und Medienkonsum, und sei öfters auch mal offline, jenseits der virtuellen Welt.

Ich zum Beispiel besitze seit ca. 5 Jahren keinen Fernseher mehr (was schon viel an "Entspannung" bringt), habe die E-Mail-Apps auf meinem Smartphone so konfiguriert, dass ich die E-Mails manuell und nach Bedarf abrufen kann, schaue nur gelegentlich bei einigen Onlinezeitungen rein, lese seit Jahren keine Tageszeitung mehr und habe ganz allgemein mein Smartphone oft auf lautlos oder Flugzeugmodus gestellt (wie jetzt beim Schreiben)! 

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4. Kraftorte

Suche dir einen Ort, an dem du dich pudelwohl fühlst. An dem du dich regelmäßig zurückziehen kannst, der dir ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit vermittelt. An dem du auftanken kannst. Dies kann die eigene Wohnung sein, in der du dir einen Rückzugsraum oder Ecke nach deinen Wünschen einrichtest. Dieser Ort kann aber auch eine öffentliche Einrichtung sein, wie zum Beispiel eine ruhige Kapelle oder eine ruhige Bücherei (einer meiner Lieblingsorte!) Draußen in der Natur gibt es unzählige Möglichkeiten für einen Kraftort: eine Waldlichtung, ein sichtgeschützter Bereich im Garten, ein Baum, eine Wiese, ein Berg, ein Wasserfall, rituelle Kraftorte aus früheren Epochen (wie z.b. die Teufelskanzel im Schwarzwald). Hier findest du eine schöne Übersicht aller Kraftorte in Deutschland nach Bundesländern sortiert.

5. Vertraute Menschen & Tiere

Je nach Stimmung und eigener HSP-Befindlichkeit können vertraute Menschen ein Hort der Entspannung und Regeneration sein. Sie sind feste Bezugspunkte in unserem Leben, die uns Vertrauen, Rückhalt und Geborgenheit geben. Dazu können der Lebenspartner, die Eltern, die eigenen Kinder oder enge Freunde zählen. Im Kreise diese Menschen fühlen wir uns wohl, wir müssen uns nicht verstellen, fühlen uns verstanden und wir können unsere Erlebnisse und aufgenommenen Informationen teilen und verarbeiten. Diese Vertrautheit können wir aber nicht nur mit Menschen erleben. Auch lieb gewonnene Haustiere, wie etwa ein Hund oder eine Katze, schenken uns Wärme, bedingungslose Liebe und Nähe.

6. Meditation & Stille

Meditationen helfen uns dabei körperlich, geistig und seelisch zu entspannen, zu regenerieren von der täglichen Reizüberflutung. Mit regelmäßigen Meditations- und Entspannungsübungen finden wir hochsensible Menschen einen Ausgleich zur täglichen Hektik.

Die Formen und Stile der Meditation sind dabei sehr unterschiedlich. Ich persönlich bevorzuge eine stille und regungslose Art der Meditation, ein einfaches Sitzen auf dem Meditationskissen, ohne Klim-Bim und Visualisierungen. Meditationsstile in dieser Richtung sind zum Beispiel das ZaZen, Vipassana oder MBSR. Es gibt aber auch bewegte und dynamische Meditationsstile, wie die Geh-Meditation von Anne Heintze oder die dynamische Meditation von Osho. Für jeden ist etwas dabei – je nach Fasson und Veranlagung.

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7. Kreative Tätigkeiten & Hobbys

Auch kreative Tätigkeiten wie Malen, Zeichnen, Musik machen, Schreiben, Töpfern, Fotografieren oder Basteln können eine ausgleichende Wirkung haben, bei der wir entspannen und in uns ruhen, vielleicht sogar in einen Flow-artigen Zustand geraten, ganz in unserer Tätigkeit aufgehen, in eine andere Welt abtauchen. Beim Schreiben kann ich dies immer wieder beobachten, es ist meine kleine Flucht aus der rauhen Alltagswelt.

Gerade wir hochsensiblen Menschen sind für kreative Tätigkeiten wie geschaffen. Meist ist die kreative Ader in uns sehr stark ausgeprägt, wenn sie auch als Kind meist nicht gefördert oder gesehen wurde. Ob Malen, Schreiben oder Tanzen, bei all diesen kreativen Tätigkeiten können wir uns voll ausleben und unserem Sein freien Lauf lassen. Viele Hochsensible versuchen ihre schöpferischen Hobbys und ihre Leidenschaft für eine Sache zu einem Beruf zu machen, um sich und ihre Veranlagung zu verwirklichen – wozu ich jeden Hochsensiblen nur einladen kann.

Zum Ende hin ist mir noch einmal wichtig zu betonen, dass nicht nur Rückzug sondern auch Teilhabe am gemeinschaftlichen Leben für unsere hochsensible Seele wichtig ist. Isolation aufgrund ständiger Reizüberflutung ist keine Lösung! Es geht darum eine gute Balance zu finden! Ein letztes Mal Elaine Aron: "Sie lernen, wie Sie sich draußen in der Welt wohlfühlen und wann Sie sich eher zurückziehen sollten: Sie können, sollen und müssen sich am Leben in der Welt beteiligen. Sie werden wirklich gebraucht, aber Sie müssen die Fertigkeit erwerben, dabei jedes Zuviel oder Zuwenig zu vermeiden."

Was hilft dir bei einer Reizüberflutung?
Ich freue mich auf deinen Kommentar und weitere Anregungen dazu!

 

Bilder: unsplash.com
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24 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Lieber Oliver,

    danke Dir für diesen Beitrag. 🙂 Wasser, Meditation, Stille und Kraftorte sind auch meine Entspannungsquellen. Als ich noch nicht wusste, dass ich eine HSP bin, hat es mich intuitiv ans Wasser gezogen (Badewanne, wohne immer in Städten mit größeren Flüssen usw.) Bin ich in Situationen, die negative Gefühle in mir auslösen, beginne ich in mich zu spüren und frage mich: ” Sind das wirklich MEINE Gefühle oder nehme ich die Gefühle anderer Personen wahr?!” Meist geht es mir dann gleich besser, da es in den meisten Fällen die Gefühle anderer Menschen sind. Dann beginne ich mich zu schützen und mir geht es sofort besser. Oder ich verlasse die Situation. So kann ich wieder am Leben teilhaben und auch überfüllte Orte wie z.B. Feste, Konzerte oder Partys genießen. 🙂 Ich bin jedenfalls froh, dass die Hochsensibilität nun bekannt ist und wir uns nicht mehr “verstecken” müssen…!

    Einen schönen Sonntag wünsche ich Dir.

    Liebe Grüße
    Alexandra

    • Hi Alexandra,

      danke für deinen Kommentar.

      Das hört sich alles sehr gut an, was du in Bezug auf Abgrenzung und sorgen für deine hochsensible Ader machst.
      Konsequent sein, auf sich hören und auch mal Nein sagen – ein stetiges Übungsfeld 😉

      Nein, kein Verstecken mehr – das Thema ist en vogue – und das ist gut so 🙂

      Alles Liebe für dich!

      LG
      Oliver

  2. Lieber Oliver,

    schöne Zusammenstellung von Kraftquellen für HSP. Seit ich weiß, dass ich eine HSP bin, kann ich mich viel leichter annehmen, wie ich bin. Früher dachte ich – wie bestimmt viele andere auch – dass ich irgendwie eine Außerirdische bin.
    Was ich noch immer nicht so ganz “im Griff” habe, ist das Fühlen oder sogar das Ausagieren von Gefühlen anderer Menschen. Das ist echt anstrengend. Aber so langsam habe ich eine “Strategie”, die mir hilft, bei mir zu bleiben. Wenn mir bewusst wird, dass meine physischen Sinne – und damit auch meine nicht-physischen Sinne – überall im Außen sind und ungefiltert Stimmungen und Energien einsammeln, ziehe ich meine Antennen sofort vom Außen ab und wende meine Aufmerksamkeit nach Innen – auf mein Herz oder meinen Solarplexus. Das funktioniert ganz gut ;o)

    Ich möchte dich gerne noch darauf aufmerksam machen, dass die Geh-Meditation nicht von Anne Heintze ist, sondern von Thich Nath Hanh. Leider wird immer wieder vergessen, Quellenangaben zu machen. Vieles, was heute in der “Szene” verkauft wird, stammt aus anderen Federn und ist nichts Neues.

    Ganz liebe Grüße zu dir :O)
    Anne

    • Liebe Anne,

      herzlichen Dank für deine Antwort. Und den Hinweis auf die richtige Quelle der Geh-Meditation. Bei Anne Heintze habe ich zu Thich Nath Hanh keinen Hinweis gefunden. Ich gebe dir recht: Vieles wird kopiert und ohne Quelle genannt, um sich zu profilieren. Ich kann mich davon sicherlich nicht ganz frei sprechen, doch versuche ich immer auch die Quellen zu nennen – das finde ich einfach nur fair.

      Liebe Grüße an dich
      Oliver

      • Hallo Oliver,

        ich weiß schon seit langer Zeit, dass mich große Menschenmassen oder bunte Orte (z.B. ein Kaufhaus, große Supermärkte…) sehr stressen. Seit einiger Zeit gibt es für mich auch ein Wort dafür. ?
        Instinktiv habe ich mich richtig verhalten und schöpfe immer wieder zwischendurch Kraft. Doch manchmal ist man den Reizen so stark ausgesetzt, dass es einem akut körperlich schlecht geht.
        Ich war gestern auf dem Weihnachtsmarkt. Im Vorfeld habe ich mein Mantra gesprochen und mich bewusst auf den vollen Platz eingestellt. Ich wusste, dies ist eine nicht ganz einfache Situation und habe mich darauf eingestellt. Ich liebe den Duft von Zucker und anderen Leckereien, die schönen Auslagen der Stände… ich möchte nicht gänzlich darauf verzichten.
        Alles lief soweit gut, ich spürte keinen Stress, aber plötzlich sackte mein Kreislauf zusammen und mir wurde hundeelend. Mir blieb nichts übrig, als zu gehen. Zu Hause bin ich völlig erschöpft ins Bett gefallen.
        Wie kann man es schaffen, diese Reize auszublenden? Gibt es irgendwelche Soforthilfen?

        • Hallo Dana,

          hmm, Soforthilfen fallen mir spontan nicht ein (vielleicht den anderen Lesern)?

          Was ich dir aus meiner Erfahrung sagen kann, ist, dass man sich mit der Zeit auf solche Situationen vorbereiten /einstellen kann (wie du es ja auch schon ein wenig gemacht hast).
          Anders: Mein Nervensystem ist in den letzten Jahren etwas unempfindlicher gegenüber solchen Reizen von außen geworden.
          Und was mir auch irgendwann auffiel: Vieles von der Panik in vollen Menschenmengen entsteht davor im Kopf durch Gedanken. Klar, es gibt keine Garantie, gestern zB. war ich beim DM und es war eine Menge los an den Kassen. Mir wurde heiß und ich merkte, dass mich die Langen Schlangen überfordern. Aber trotzdem hab ich meinen Einkauf abgeschlossen.

          Es hängt auch sehr von der Tagesform bei mir ab, ob ich mich in die “Massen stürzen” kann (Ich war vor 2 Wochen auch auf einen übervollen Weihnachtsmarkt und es ging für ein paar Stunden).

          Spontan fällt mir noch Georg Parlow und sein Buch ein, dort habe ich als Erstes von dem Begriff der “Desnsibilisierung” gelesen.

          LG Oliver

    • Hallo Olivier,

      Danke für den Beitrag.
      Ich weiß seit ein paar Jahren, dass ich 44, hochsensibel bin. Seit meiner Jugend habe ich zusätzlich Borderline. Allerdings haben sich diese Charaktereigenschaften 2013 völlig verändert. Durch den Ausbruch einer schweren Angststörung begann auch die übermächtige Reizüberflutung, die ich nicht in den Griff bekomme. Keine Übung, oder Therapie hat das bisher in den Griff bekommen. Das hat mein Leben so stark eingeschränkt, dass ich schon länger arbeitsunfähig, und am Liebsten nur Zuhause bin. Von den oben genannten Tipps befolge ich alle. Die einen mehr, die anderen weniger.

      Gibt es überhaupt noch Hoffnung für mich?
      LG Carla

  3. Das Wasser! Es ist das Wasser das mir die nötige Ruhe bringt.
    Allerdings kann ich leider nur unter Wasser genießen und abschalten. Auch bei uns im kalten See oder aber im warmen Meer, wobei das Meer tasächlich sehr laut sein kann, auch wenn keine Schiffe oder Boote fahren.
    Die absolute Ruhe findet sich bei mir während des Apnoe Tauchens, wenn man die Blubberblasen beim Ausatmen nicht hat.
    Dann ist es im See wundervoll still, hell oder dunkel, die Fische scheuen dich nicht und man kann sich voll und ganz auf sich selbst konzentrieren und einfach abschalten.

  4. Hi Oliver,
    danke für den tollen Beitrag. Ich hatte mir in meinem Leben schon so oft anhören dürfen “Du bist aber empfindlich!”, wenn es z.B. um Geräusche wie andauerndes Rasenmähen, laute Unterhaltungen, Radiomusik und Radiogeplappere u.ä. ging. Seit ich durch Internetrecherche und dem Buch “Hochsensibel, was tun?” herausgefunden habe dass ich hochsensibel bin, kann ich damit auch etwas besser umgehen. Leider mußte ich nach einigen Jahren Arbeit in einer (lauten) Fabrik und einem Burnout feststellen, dass ich immer wieder Zeit für mich selbst brauche. Täglich. Und wenn es nur ein paar Minuten sind. Seitdem meditiere ich täglich zwischen 5 und 15 Minuten im stillen Sitzen. Außerdem liebe ich den Wald und das Wasser. Ich brauche immer wieder den Aufenthalt in der stillen Natur – als Gegenpol zur lauten schnellen Welt. Und ich bin sehr gerne mit mir alleine. Solange ich all dies regelmässig bekomme, kann ich auch mit lauten, schnellen Situationen und Menschen klar kommen. Und wenn es dann doch mal zu viel wird, nehme ich sofort Verbindung zu meinem Atem auf (wie bei einer Atemmeditation), komme dadurch ins Hier und Jetzt und ich bekomme so Abstand zu den Stressfaktoren.

    Liebe Grüße
    Andy

    • Hi Andy,

      danke für deinen Kommentar. Du sprichst mir total aus der Seele mit deinen Worten!

      Mir geht es nämlich ganz ähnlich. Und das hat eben ein wenig gedauert, bis ich herausgefunden habe, wie ich in Balance bleibe. Dein Tagesablauf oder Routinen könnten fast eins zu eins meiner sein 😉

      Du scheinst da auf einen guten Weg zu sein, für dich zu sorgen, auf deinen “inneren Kleinkindkörper” (ein Begriff von Parlow) zu hören, dir Pausen zu nehmen, auch mal Nein zu sagen, etc. Glückwunsch! Burnout ist so eine typische Überlastungsreaktion des Körpers, aber vielleicht eröffnen sich dadurch für dich ganz neue (berufliche) Perspektiven?

      Ja, kann es aus eigener Erfahrung bestätigen: Wenn ich die nötigen Freiräume hatte, um meine Akkus aufzuladen (allein sein, Natur, etc.), kann ich mich sehr gut für eine gewisse Zeit unter vielen Menschen aufhalten, gewisse Reize aushalten.

      Wünsche dir weiterhin gutes Gelingen bei der Integration und Umsetzung deiner (hochsensiblen) Bedürfnisse in deinen Alltag.

      Viele Grüße vom See
      Oliver

  5. Hallo Oliver,
    vielen Dank für Deinen Artikel!
    Ich habe mich immer gewundert, warum ich bei Treffen mit Freunden und gelegentlichen Feiern nach spätestens 2 Stunden einen halbstündigen Spaziergang machen musste. Jetzt setze ich solche Spaziergänge gezielt ein, wenn ich merke, dass mir etwas zu viel wird. Das geht im Beruf nicht immer, aber da helfen kurze Pausen ins Bad 🙂
    Viele Grüße!

    • HI Isabella,

      danke für deinen Kommentar.

      Mir geht es ganz ähnlich. Größere Veranstaltungen meide ich mittlerweile ganz. Die Reizüberflutung und Menschenmenge ist mir einfach zu viel. Weiterhin viel Erfolg beim Umsetzen und Einhalten deiner kleinen Pausen im Alltag!

      LG
      Oliver

  6. Hallo,ich weiß nicht,ob es sich bei mir um eine Reizüberflutung handelt, oder um eine Angst –
    störung.Arbeite im ZL an der Pforte und werde bei Ankunft und Abwicklung der LKW immer
    nervöser.Dies äußert sich körperlich durch starkes Zittern,Unruhe,starke Nackenschmerzen,
    Pudding in den Beinen,Sehstörungen.Das gleiche passiert mir bei Menschenansammlungen
    in Kaufhäusern,Konzerten,Feiern.Versuche dagegen anzukämpfen,aber keine Chance.
    Was kann ich tun? Gibt es evtl.Medikamente!!
    Wäre um jeden Tip und Antwort dankbar!!

    • Lieber Rainer,

      klar, gibt es Medikamente gegen Angststörungen. Doch davon halte ich nicht viel, da man ganz schnell abhängig wird. Versuche doch mal, deine Angst genau zu ergründen? Die Menschenansammlungen etc. sind oftmals nur der Auslöser. Ich kenne es aus meiner Vergangenheit. Dahinter steckte ein angeknackstes Selbstwertgefühl (“was denken die anderen über mich”). Genauso richtig ist es, dass wir HSP einfach ein feineres Nervensystem haben, und wenn wir das erkennen, und für uns sorgen, dann wissen wir beispielsweise, dass größere Konzerte oder Einkäufe am Samstagmorgen nichts für uns sind. Wir können das umgehen, weil wir uns verstehen und annehmen und z.B. am MOntagnachmittag einkaufen, wenn weniger los ist.

      Wie so oft: Man kann es nicht pauschal sagen. Was ich aber gerade lerne, ist die positive Kraft von Gefühlen, dazu gehört auch die Angst als Grundgefühl. Sie möchte uns etwas sagen, wenn wir aufsteigen lassen und sie ganz fühlen (ohne Reaktion, gedankliche Anfeuerung). Kann das hier nur anreißen, wenn du magst, schaue mal bei youtube nach Videos von Vivian Dittmar (sie hat auch ein sehr gutes Buch über Gefühle geschrieben).

      Alles Liebe, Oliver

      • Lieber Oliver
        Danke für deine Antwort.Medikamente möchte ich wegen den Nebenwirkungen auch nicht nehmen.
        An den negativen Selbstwertgefühl ist was dran.War schon als Kind überängstlich.
        Möchte und kann aber so nicht weitermachen und brauche Hilfe.
        Vielleicht gibt es ja mit dem Buch Innere Kraft der Gefühle eine Lösung!!
        Kannst mir mal berichten,ob es Dir hilft!
        Alles Liebe
        Rainer

  7. Hallo Oliver,

    es tut gut, diese Zeilen zu lesen. Eigentlich habe ich mich gut damit arrangiert, dass ich immer mal wieder an Reizüberflutung leide und vermeide entsprechende Trigger. Aber das geht ja nicht immer. Und diese Woche habe ich mich leider übernommen (zumal gerade erst wieder genesen von einer Grippe) und damit dann spontan den Wochenendtrip zu meinem Freund absagen müssen. Aber es nützt nichts, wenn ich mich zu zwinge und es dann doppelt und dreifach zurückbezahlt bekomme, nicht. Doof gelaufen, aber so ganz und gar kann ich meinen Körper dann doch nicht einschätzen, und immer nur auf “Vorsicht” leben, kann ich auch nicht. Manches muss ich ausprobieren, wie weit ich gehen kann. (z.B. war ein Stress-3-Tageurlaub in London vor 2 Jahren kein Problem für mich, auch danach nicht – seltsamerweise, denn das wäre es sonst schon)

    Im Alltag helfen mir auch ruhige Minuten, ein bisschen Yoga oder Meditation, Abschalten von Reizen, mal ein Nickerchen oder einfach das Kreativsein (ich bin gerne kreativ) – unter anderem aber auch das sich bewusste Aussetzen solcher Reize. Je nach Verfassung. Bewusstes gesundes Essen hilft genauso wie mitunter ein einfacher Schnack mit einem Freund. Vor allem aber auch: Zugeständnis dessen und Offenheit – zu sagen, “Ich bin so”.
    Es stößt nicht immer auf Verständnis. Meinem gerade frischen Ex-Arbeitgeber habe ich es zu erklären versucht. Er hatte aber schon ein Problem damit, wenn man zweimal im Jahr zur Erkältungssaison krank war. 😉
    Es ist nicht einfach, wenn man auf Grund dieser “mangelnden” Belastbarkeit (und ich sehe es nicht als Mangel, nur eben als andere Form an) keine genormten 40h arbeiten kann oder wenn eben immer mal wieder Rückzugsmomente braucht. Was dies betrifft, fehlt mir ein bisschen die Akzeptanz anderer Menschen…
    Viele wissen aber weder, was eine Reizüberflutung ist, noch wie sich HSP anfühlt.
    Meine Mutter meinte dazu beim ersten Mal: “Wie? Das Knistern der Tüte ist dir zu viel? … Ja, und wann geht das weg? Das muss doch mal bald weggehen.” Inzwischen kann sie es etwas besser verstehen, als ich ihr den Vergleich setzte, dass sie mit ihrer chronischen Krankheit auch keine Menschenmengen vertragen kann – und das bei mir eben mitunter noch einen Tick schlimmer bzw. heftiger ist. 😉

    Allerdings wirft sich mir auch eine Frage auf: Wie kann man mit unvermeidbaren Stresssituationen umgehen? Zum Beispiel… Flughafen. Ich bin natürlich resistenter, wenn ich ausgeschlafen bin oder die Woche über kaum Stress hatte… doch das ist ja nicht immer machbar. Wie geh ich dann auf solche Extreme “Flughafen”, “Konzert” zu? Abgesehen von bewusstes Atmen, kann man sich auch nicht immer in eine Ecke zurückziehen?
    Hast du da Tipps oder jemand anderes von den Lesern hier?

    Liebe Grüße
    Alex

  8. Hallo Oliver! 🙂

    Vielen Dank für deinen interessanten Beitrag und die praktischen Tipps! …Gerade eben bin ich auf deinen Blog gestossen, als ich das Thema ‘Reizüberflutung was tun’ gegoogelt habe… 😉

    Ich weiss seit ca. dreieinhalb Jahren das ich Hochsensibel bin und habe bereits einige Bücher zu diesem Thema ‘verschlungen’. Seither habe ich schon viele ‘Aha-Erlebnisse’ gehabt und gelernt mehr auf meinen Körper und seine Signale zu achten. Tagtäglich versuche ich mich aber mehr oder weniger erfolgreich den durch meine Hochsensibilität entstandenen Herausforderungen und Situationen zu stellen und sie zu meistern. Ich habe schon viel dazu gelernt und konnte auch schon Strategien und Rituale für mich entwickeln. Dennoch möchte ich gerne noch besser damit umgehen können, besonders in der Berufswelt.

    Zum Abschalten und Auftanken, bevorzuge ich es ebenfalls besonders in der Natur zu sein. Sehr oft gehe ich spazieren, joggen, (bevorzugt im Wald!) wandern, im Winter Skifahren oder sitze auf meiner Terasse und geniesse bewusst die Aussicht. In letzter Zeit habe ich auch Musik wieder ganz neu für mich entdeckt, besonders instrumentale Sachen, wie Filmmusik oder z.B. ‘the Piano-Guys’. Wenn ich mir das am Abend zu Hause anhöre, kann ich wunderbar damit abschalten…

    Für mich selber etwas kochen oder gemüthlich in meinem Tempo die Hausarbeit erledigen, empfinde ich ebenfalls als entspannend. Und ausserdem habe ich für mich entdeckt, dass mich die Pflege meiner Zimmer und Balkon Pflanzen auch sehr beruhigt und mit meinen Händen in der Erde herum zu wühlen mich auch selber ‘erdet’… 😉

    Nun werde ich gerne und interessiert noch ein wenig weiter auf deinem Blog stöbern… 😉

    Dir alles Gute und erfolgreiches Abschalten und Auftanken! 😉
    Liebe Grüsse, Salome

    P.S. Letzthin habe ich einen witzigen Film zum Thema HSP entdeckt, er heisst ‘ die anonymen Romantiker’ (es handelt um zwei HSP die sich schliesslich ineinander verlieben)

  9. Pingback: Weniger ist mehr - Was Minimalisten darunter verstehen

  10. hey,

    mich persönlich erdet das Golfen sehr. Und Gartenarbeit. Und tägliche Spaziergänge vor der Arbeit im Wald 🙂

    Liebe Grüße!
    Nicole

  11. Hallo Oliver, fahre dieses Jahr nach Tokio und habe diesbezüglich auch ein bischen Angst vor Reizüberflutung. (Großstadt, viele Menschen, Fremde Kultur). Dein Artikel hat mir auf jeden Fall geholfen, jetzt ist die Angst nicht mehr ganz so groß. 🙂 Vielen Dank und viele Grüße
    Leon

  12. Lieber Oliver,
    vielen Dank für deinen Beitrag – das ist ja schön, dass du Kraftplätze empfielst. Darüber schreibe ich auch meinem Blog auch sehr viel, wie übrigens auch über die Hochsensibilität, die immer mal wieder Thema ist. Vielleicht magst du ja mal reinlesen. Ansonsten winke ich einfach mal rüber und freu mich über deinen Beitrag hier

  13. Hallo Oliver,

    vielen Dank für deinen Beitrag!
    Diese Tipps haben mir bereits viel geholfen.

    Ich finde es wichtig, in sich hineinzuspüren. So findet man heraus, in welchen Situationen es eine Überflutung mit Reizen gibt und man kann gezielt Änderungen vornehmen.

    Beispiele hast du ja schon viele genannt. Volle Supermärkte, Verkehrsmittel, Gespräche und Geräusche im Allgemeinen.

    Wenn man schon komplett erschöpft ist, dann dauert es meiner Erfahrung nach recht lange, um aus diesem Zustand wieder rauszukommen. Vorbeugen ist also sinnvoller, damit es nicht so weit kommt.

    Liebe Grüße
    Jan

  14. Hallo….Ich komme im großen und ganzen mit meinem HSP dasein ganz gut zurecht aber die Reizüberflutung macht mir doch arge Probleme. Es ist jeden Tag anders….mal rieche ich extrem….mal ist einfach alles zu hell oder zu laut und manchmal kommen mehrere zusammen. Ich reagiere dann oft sehr gereizt wenn ich mich dem nicht entziehen kann und das nervt mich extrem. Ich bin derzeit nicht in der Lage voll zu arbeiten da ich ratzfatz sehr erschöpft bin.Wenn ich nicht aufpasse oder aber aus gegebenen Umständen mich nicht entziehen kann,schlafe ich sehr viel. Auch Dinge die mir viel Spaß und Freude machen kann ich manchmal nicht lange durchhalten. Bis auf Meditation habe ich alles schon angewand aber es bringt mir für den Alltag nicht viel. Meditation fällt mir extrem schwer, weil mein Hirn einfach nie die Klappe hält. Wenn ich ehrlich bin hilft mir hauptsächlich Cannabis. Nach meinen Bourn Outs habe ich viel an Medikamenten probiert aber dann bin ich 24/7 abgeschaltet und das ist so gar nicht meins. Ich möchte selbst entscheiden wann mein Hirn arbeiten soll und wann nicht. Aufgrund der Illegalität ist Cannabis natürlich auch nicht so die Mega Lösung.

  15. Hallo Oliver,

    ich bin wirklich froh zu lesen, dass ich nicht die Einzige bin, die hochsensibel ist. Habe aber erst letztes Jahr richtig realisiert, dass ich hochsensibel bin. Da habe ich auch zum ersten Mal von Hochsensibilität gehört.
    Mir ist schon mit 10 Jahren aufgefallen, dass ich auf bestimmte Geräusche und Gerüche sehr intensiv/sensibel reagiere. Meine Mutter meinte immer, ich solle doch zur Polizei gehen und als Spürhund arbeiten, weil ich Gerüche schon von Metern weit rieche. Muss so mit 6 oder 7 gewesen sein. Das stört mich aber nicht. Gerüche kann ich ja zur Not wieder aus der Wohnung vertreiben (Stoßlüften). Was mich wirklich stört ist Kinderlärm! Damit komm ich immer noch nicht klar. Ich habe selber keine Kinder.
    Wie ich vorhin schon geschrieben habe, war ich 10, als mir das aufgefallen ist. Zu dem Zeitpunkt wurde meine Cousine geboren. Ein viel zu lautes Baby und später viel zu wild. Ich bin eher ruhig, von daher mag ich eher ruhige Menschen um mich herum. Meine Eltern sagten mir, ich sei zu empfindlich. Typischer Satz, den jeder hochsensible schon mal gehört hat. Und sie meinten auch, ich solle mich nicht in das Geschrei oder Gerenne hineinsteigern. Es sind halt Kinder. Nur leider verstehen sie nicht, dass mich das einfach stört. Es nervt mich schon nach ein paar Minuten, wenn die Enkel meiner Nachbarin kommen und anfangen, in der Wohnung rumzurennen! Um mich nicht zu sehr darauf zu konzentrieren, höre ich Musik. Das hilft dann meistens.
    Ich hatte immer das Gefühl, dass ich einfach doppelt höre, so wie ein Hund oder eine Katze. Manchmal sage ich sogar zum Spaß, ich war in meinem früheren Leben eine Katze. ^_^ Aber kann diese Reizüberflutung wirklich nur was mit den Ohren zu tun haben? Das glaube ich nämlich nicht. Und mit Watte oder Ohrstöpseln will ich nicht mein ganzes Leben lang rumlaufen. Es muss was neurologisches sein.
    Ich versuche auch meinen Mitmenschen zu erklären, dass ich hochsensibel bin, stoße aber bei vielen auf taube Ohren. Sie wollen gar nicht wissen, was das ist. Die meisten halten mich, glaube ich, für verrückt oder überempfindlich.
    Wieso sind die meisten Menschen nicht offen für Dinge, die nicht so häufig sind? Das kann ich nicht verstehen. Ich selber halte mich nicht für anders. Ich habe akzeptiert, dass ich hochsensibel bin. Ich weiß auch, wie ich zu viel Reizüberflutung vermeiden kann. Viele deiner Tipps habe ich auch schon ausprobiert. Ich bin auch froh, dass ich zum Beispiel sehr auf Details achte, die anderen Leuten gar nicht auffallen. Ich mag diese Eigenschaft an mir sehr.
    Ich wünschte, es würde mehr über Hochsensibilität aufgeklärt werden. Denn nur so kann man ein zufriedenes Miteinander leben.